Visualisie-
rungslabor
ascription of new meaning
Auch Korsakow trug zur Vereinheitlichung unseres Vorgehens bei. Eines seiner Potentiale besteht darin, das eingespeiste filmische Material in ein kalkuliertes Wechselverhältnis aus Wiederholung und Innovation zu stellen. Um diese Option auszuschöpfen, muss die Bearbeitung aller Einzelthemen unter zuvor definierten Kategorien, die wir in einem Keyword-Logbuch (verlinken auf das Keyword-Logbuch als pdf) festhielten, erfolgen. Hierdurch erhoffen wir, den Nutzer:innen an einer Schnittstelle mehrere Rezeptionsofferten anzubieten. Damit diese aber nicht redundant, sondern polyphon wahrgenommen werden, muss das Videomaterial die verbindende Kategorie zudem möglichst vielfältig deklinieren. Um dies zu gewährleisten, diskutierten wir das Videomaterial bereits parallel zu den Dreharbeiten intensiv im Plenum. Die Kategorien, die durch Forschungsliteratur inspiriert und in enger Wechselwirkung mit den empirischen Erfahrungen laufend aktualisiert wurden, halfen uns dabei, etwa zwischen Bildtechnologien, Trägermedien oder dem Einfluss von Architekturen auf die bilderzeugenden Verfahren unterscheiden zu können. In einer Art Visualisierungslabor (vgl. u. a. Mohn 2002: 185) konnten wir zirkuläre Prozesse anstoßen, in denen wechselweise die filmischen Zugänge aber auch die analytischen Kategorien, die durch das Material bedient werden sollten, transformiert, neu geschaffen oder verworfen wurden. Nachdem die Drehphase beendet war und wir erste Versuche der Verknüpfung mithilfe der Software vornahmen, begann Mitte des dritten Semesters die intensive Arbeit an den Videoclips, den sog. smallest narrated units (SNUs), Auf der Grundlage einer Betaversion veranstalteten wir ein Testscreening (Foto_Testscreening), an dem auch Florian Thalhofer, der Entwickler von Korsakow, teilnahm.
Grasseni, Cristina: Video and ethnographic knowledge: skilled vision in the practice of breeding. In: Sarah Pink, László Kürti und Ana Isabel Afonso (Hg.): Working images. Visual research and representation in ethnography. London, New York 2004. S. 15–30.
Mohn, Elisabeth: Filming Culture. Spielarten des Dokumentierens nach der Repräsentationskrise. (Qualitative Soziologie, 3). Stuttgart 2002. Lucius & Lucius Verlag.
Mohn, Elisabeth; Amann, Klaus: Forschung mit der Kamera. In: Anthropolitan: Visuelle Anthropologie. Mitteilungsblatt der GeFKA, 6 (1998). S. 4-20.